Neue Optionen zur Behandlung von Opioid-induzierter Obstipation (OIC)

Opioidbedingte Nebenwirkungen

Häufige opioidbedingte Nebenwirkungen sind Obstipation, Übelkeit und Sedierung

Obstipation ist zunehmendes ein Problem, denn die Verschreibung der Ursache hat in den letzten Jahren in Europa erheblich zugenommen. Opioidanalgetika sind zur Behandlung moderater bis starker chronischer Schmerzen bei geeigneten Patienten weitläufig akzeptiert. Darüber hinaus ist die Anwendung einer dauerhaften Opioidtherapie bei chronischen Nicht-Tumorschmerzen bedeutend gestiegen. Der Einsatz neuer Medikamente zur Behandlung häufiger opioidbedingter Nebenwirkungen wie Obstipation, Übelkeit und Sedierung tritt daher immer mehr in den Vordergrund.

Kausale Behandlung mit peripher wirksamen Opioid-Rezeptor-Antagonisten (PAMORA)

Herkömmliche Laxantien sind häufig die erste Behandlungsoption bei Opioid-induzierter Obstipation (OIC). Sie behandeln jedoch nicht die zugrundeliegende Ursache der OIC. Der Einsatz von Laxanzien für Opioid-Patienten ist letztlich fraglich“, stellt PD Dr. med. Michael Überall, Nürnberg, im Rahmen eines Symposiums der Kyowa Kirin GmbH auf den diesjährigen Schmerz- und Palliativtagen der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) in Frankfurt fest. „Zwar schreiben die Leitlinien diesen vor, aber diese Empfehlungen beruhen nicht auf Evidenz, sondern auf Empirie.“

Die Opioid-induzierte Obstipation (OIC) ist die häufigste Nebenwirkung bei Patienten mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen, die im Rahmen einer Schmerztherapie mit Stufe II und Stufe III Medikamenten behandelt werden. „Die Opioid-induzierte Obstipation (OIC) ist ein Sonderfall einer Nebenwirkung mit eigenständigem Krankheitsbild. Wirklich helfen können nur Opioid-Rezeptor-Antagonisten“, so Überall.

Eine neue Therapieoption für diese Patienten stellt Naloxegol (Moventig®) dar. Naloxegol ist ein Vertreter einer neue Arzneimittelklasse, der sogenannten PAMORA (Peripherally Acting Mu-Opioid Receptor Antagonist) [2]. Moventig® ist erste einmal täglich einzunehmende Tablette, die Opioid-induzierte Obstipation am Entstehungsort behandelt. Diese zeigen eine rasche und nachhaltige Linderung. Die meisten Patienten erzielen unter Naloxegol die erste Darmentleerung innerhalb eines Tages. Der Patientenwunsch, eine zusätzliche, komplette Darmentleerung pro Woche zu haben, geht für viele in Erfüllung. Zudem wird das rektale Pressen reduziert und die Stuhlkonsistenz verbessert. Es gab keine Beeinträchtigung der Schmerzkontrolle [3]. Die Verträglichkeit wurde in klinischen Studien von bis zu 52 Wochen Dauer als gut bewertet. Die Ergebnisse zeigen keinen klinisch relevanten Unterschied in Bezug auf Alter (>18 Jahre), Geschlecht, Gewicht und Opioid-Dosis [4].

Schmerzkontrolle ist nur sinnvoll in Verbindung mit Symptomkontrolle

Die OIC ist bei einer Opioid-Therapie weit verbreitet. Metaanalysen von Therapiestudien zeigen eine Inzidenz der OIC von bis zu 41 %. In Beobachtungsstudien wurde diese sogar bis zu 81 % festgestellt [2]. Dabei können die Beschwerden bereits bei der Einleitung der Therapie auftreten und über die gesamte Dauer der Therapie bestehen [2]. „Eine Schmerztherapie mit Opioiden ist daher letztlich eine Nutzen-Risiko-Abschätzung, die der behandelnde Arzt durchführen muss“, stellt Dr. med. Jan-Peter Jansen aus Berlin als Konsequenz dieser Daten fest. Trotz der zum Teil äußerst belastenden Beschwerden bringen Patienten ihre Probleme mit dem Stuhlgang oft aus Scham nicht beim Arzt zur Sprache [1]. Ein Drittel der Patienten gaben an, die aus ihrer Opioid-Anwendung resultierenden Obstipationssymptome beim Arzt nicht angesprochen zu haben [5]. Der behandelnde Arzt sollte daher aktiv auf seinen Patienten zugehen. Eine Reihe von praxistauglichen Hilfsmitteln machen es einfacher, den Stuhlgang und die Beschwerden zu erfassen: zum Beispiel die Bristol Stool Form Scale, der Bowel Function Index oder die Obstipationsskala nach Wirz [1].

Für die Praxis gibt PD Dr. med. Stefan Wirz aus Bad Honnef einen einfachen Tipp, um Hemmungen der Patienten im Patientengespräch abzubauen: „Lassen Sie den Patienten im Sprechzimmer einen Fragebogen ausfüllen, der Fragen zu allen möglichen Nebenwirkungen der Opioid-Therapie enthält. Sie erfahren auf diese Weise mehr und haben einen guten Anhaltspunkt für ein Anamnesegespräch.“

*Quelle: Symposium der Kyowa Kirin GmbH auf den Schmerz- und Palliativtagen 2018 der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS): „Bedeutung der Opioid-Induzierten Obstipation (OIC) im schmerzmedizinischen Alltag“, 8. März 2018, Frankfurt am Main.

Literatur

1 Storr M et al. Praxis Report 2017; 9: 1-12
2 Wirz S. Z Gastroenterol 2017; 55: 394-400
3 Chey WD et al. New Engl J Med 2014; 370: 2387-96
4 Fachinformation Moventig®, aktueller Stand
5 Coyne et al. Clinicoecon Outcomes Res. 2014; 6: 269-81

Bildquelle: derneuemann - pixbay.com

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